interview

interviewer:
marion godau
2003-11-05


protraitbild

Bettina Möllring
wie wuerdest du jemand anderem deinen job erklaeren?
Nach elf Jahren, in denen ich an verschiedenen Hochschulen gearbeitet habe, arbeite ich wieder im Entwurf.

welche arbeiten oder auch ereignisse waren besonders wichtig fuer dich?
Das Thema Toiletten ist schon zentral ? ich habe mehrere Arbeiten dazu gemacht, freiberuflich und als Forschungsprojekt.Meine Promotion beschäftigt sich ebenfalls mit Toiletten und Urinalen. Spannend finde ich, Themen von vielen Seiten zu beleuchten, also nicht nur als Entwurf, sondern auch reflektierend, mit Fragestellungen, die dann aus einem eher theoretischen, konzeptionellen, sozio-kulturellen Sichtwinkel kommen. Beim Thema Toiletten kam zum Beispiel bald die Frage auf, wie die Gesellschaft mit den Bedürfnissen von Frauen und Männern umgeht und wie auf der Objektebene reagiert wird beziehungsweise agiert werden kann.

mit wem bist du so in verbindung oder mit wem arbeitest du zusammen?
Ich habe ja auch am Royal College of Art in London studiert. Das hat genauso wie die HdK-Berlin meine Studienzeit geprägt. Ich halte bis heute Kontakt zu Leuten aus London. Regelmäßig sehe ich auch Leute, die ich aus der HdK kenne, und zwar sowohl aus dem Produktdesign als auch aus dem Bekleidungsdesign.

triffst du noch ehemalige id4ler oder arbeitest du mit ihnen zusammen?
Auf jeden Fall. Dadurch, dass ich im ID4 lehrte, habe ich viel mit ID4-Leuten zu tun. Manchmal arbeite ich auch mit ID4lern zusammen. Viele, die als Studenten da waren, sieht man an allen möglichen Orten wieder, zum Beispiel beim Designmai.

woran oder wo wuerdest du gerne arbeiten? was wuerde dich reizen?
Was mich total interessiert: Aufbewahrung, Zugänglichkeiten, Organisation im Haus. Im öffentlichen Raum interessieren mich ebenfalls Zugänglichkeiten: Was macht und benötigt man dort eigentlich? Wie müssen öffentliche Räume gestalten sein, damit sie von möglichst vielen Leuten auf angenehme Art genutzt werden können? Mein anderes Dauerthema: alles was mit Reisen zu tun hat, und hier auch wieder: Was nehme ich mit? Was braucht man eigentlich?

wer oder was inspiriert dich/bewunderst du im moment? wer oder was bringt dich auf ideen und turnt dich an?
Eigentlich alle Menschen, die offen sind für Situationen. Wache Menschen, die nicht unbedingt zielgerichtet handeln müssen. Nicht wer, sondern eher das Wie inspiriert mich.

was faellt dir als erstes ein, wenn du an dein studium im id4 denkst?
Die Räumlichkeiten. Zum Beispiel große Tische, nicht klein-klein. Große Räume, in denen man sich bewegen konnte, das war schön. Raum 210, in dem ich meistens war. Da gab es ein Riesengerüst und eine Riesenplatte und daran wurde gearbeitet. Das Zweite, das mir einfällt: Immer wurde auch alles festgehalten, ob als Fotografie, Protokoll oder Projektbericht.

was hat dir für die praxis am meisten gebracht?
Der Austausch. An einen Ort zu kommen, wo man mit den unterschiedlichsten Leuten zu tun hatte. Teil einer großen Gruppe zu sein. Das ist für mich auch der Unterschied zur Berufspraxis. An der Hochschule gab es ein Umfeld, das sich bewegt, wo auch Zufälligkeiten möglich waren. Und ein großes Potential.

welche lehr-ansätze von id4 funktionieren für dich noch? oder vielleicht gerade heute?
Wichtig finde ich die Visualisierung, das Darstellen und Protokollieren. Die Lehre verstehe ich als Begleitung, nicht als Vorturnen. Der Lehrende sollte mitmachen und anstoßen. Es geht für mich nicht darum, dass man jemanden zu einem Ziel führt, sondern den Prozess anstößt und begleitet und bei den Studenten eher eigene Prozesse zulässt, als sie zu bestimmen.