interview

interviewer:
marion godau
2004-03-10


protraitbild

Markus Andert
wie wuerdest du jemand anderem deinen job erklaeren?
Ich arbeite bei Miele in der Designabteilung als Leiter des User Interface Teams. Das User Interface Team ist mit der Konzeption und Entwicklung von Bedienoberflächen für Miele Hausgeräte (z.B. Geschirrspüler, Mikrowellengeräte, Backöfen, Dampfgarer, Waschvollautomaten) beauftragt. Neben der Entwicklung von innovativen Bedienkonzepten für zukünftige Geräte, bildet die Vereinheitlichung der Miele Bedienoberflächen einen wesentlichen Schwerpunkt. Hierbei ist der Aufbau und die konsequente Umsetzung eines Miele typischen Corporate Designs ein wesentliches Ziel. Die Komplexität der Bedienoberflächen reicht von rein elektromechanischen Steuerungen bis hin zu komplexen, menügeführten Bedienoberflächen (Stichwort: Hausgerätevernetzung / Intelligent Home).

welche arbeiten oder auch ereignisse waren besonders wichtig fuer dich?
Sicherlich prägend für das, was ich später gearbeitet habe, war meine Zeit in Basel. Nach dem 3. und 4. Semester bin ich für ein Jahr nach Basel gegangen und habe im Hyperstudio der Ingenieurschule beider Basel (IBB) bei Mischa Schaub gearbeitet. Ich habe ihn kennengelernt, als er u.a. bei Nick einen Lehrauftrag hatte. In Basel führte er damals mit einem kleinen Team ein Forschungsprojekt für die IBB durch. Die Arbeit als Designer im wissenschaftlichen Kontext war für mich eine wichtige Weichenstellung.

mit wem bist du so in verbindung oder mit wem arbeitest du zusammen?
Bis vor einem halben Jahr habe ich in München quasi Tür an Tür mit Sedat Parta gearbeitet. Er war bei Designafairs, ich bei Siemens Mobile Phones. Dort hatten wir sehr viel Kontakt. Ansonsten bin ich noch in Verbindung mit Frank Steinert, Roman Rossberg und Igor Mischijew.

triffst du noch ehemalige id4ler oder arbeitest du mit ihnen zusammen?
s.o.

woran oder wo wuerdest du gerne arbeiten? was wuerde dich reizen?
Mich reizt, was ich jetzt mache.

wer oder was inspiriert dich/bewunderst du im moment? wer oder was bringt dich auf ideen und turnt dich an?
Im Moment bin ich da auf der Suche. In München inspirierten mich die anregenden Gespräche unter Gleichgesinnten bei Designafairs. Hier in Gütersloh fehlt dieser Pool. Ideen bekomme ich auch über Designzeitschriften, vor allem italienische zur Zeit, Messen wie die Cebit und das Netzwerk / Unternehmen Art+Com, in dem Joachim Sauter arbeitet.

was faellt dir als erstes ein, wenn du an dein studium im id4 denkst?
- Der Computerpool von 4 Macs, die dort gestanden haben. Es war wie ein geheimer Zirkel, denn nicht jeder durfte an ihnen arbeiten. Im nachhinein ja eigentlich eine furchtbare Situation. - Der Raum im 1. Stock und Nicks kleines Büro und die Arbeitsplätze dort. - Der Networking-Gedanke. Bevor ich bei Siemens arbeitete, war ich vier Jahre selbständig, da hat mich mein Netzwerk getragen. Zur Zeit bietet es sich hier bei Miele nicht an. Das fehlt mir manchmal.

was hat dir für die praxis am meisten gebracht?
Die Praxiserfahrung. Den Schritt aus der Uni raus und so früh wie möglich in die Praxis, die eine große Herausforderung war - das fand ich sehr wichtig.

welche lehr-ansätze von id4 funktionieren für dich noch? oder vielleicht gerade heute?
Sehr gut fand ich die Kurzzeitprojekte, wo man mit den gegebenen Mitteln etwas schaffen musste. Das erforderte ein schnelles Adhoc-Design und Improvisation. Schnell musste eine Lösung präsentiert werden. Das hat gut auf den Berufsalltag vorbereitet. Ebenso wichtig war der Austausch mit den Lehrbeauftragten, die auch wirklich greifbar waren.

wenn du gerade nicht arbeitest, wo bist du am liebsten?
Ich fahre ganz gerne Freunde besuchen, nach Berlin oder München. Ich reise viel rum. Das ist mir auch wichtig, weil ich es als Erweiterung sehe, mich in den verschiedenen Städten und Netzwerken zu bewegen.

auf was koenntest du leicht verzichten?
Auf fast alles. Dadurch, dass ich aus beruflichen Gründen öfter umgezogen bin, habe ich gar nicht so viel. Jeder Umzug ist eigentlich eine Selbstreinigung. Man lässt jedesmal viel an Dingen zurück. Für mich ist das auch eine Befreiung. Ich kann mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren.

was hat dir im studium gefehlt? allgemein und bei id4?
Auf jeden Fall genau das Gegenteil, also solides, fundiertes Grundlagenwissen. Designbasics wurden vorausgesetzt, aber niemand hat einem gesagt, wie und wo wir uns das aneignen können. Wir waren im ID4 eigentlich auch so sehr gefordert, dass wir das kaum nebenbei machen konnten.